Anlässlich der Verleihung des Kunstpreises der Norddeutschen Landesbank Hannover an Rachel Whiteread widmet das Staatliche Museum Schwerin der international renommierten Künstlerin die erste Einzelpräsentation in einem Museum in Deutschland. Ausgehend von der sich in den Schweriner Sammlungen befindenden Arbeit In Out-VIII von 2004 tritt der Aspekt der Form in den Mittelpunkt, der sich im Werk von Rachel Whiteread grundsätzlich auf Alltagsgegenstände bezieht. Die von der Künstlerin eingesetzten Materialien ergeben sich aus der Verwendung des Gussverfahrens zur Abnahme von Formen. Unter dieser Prämisse haben die Arbeiten von Rachel Whiteread das Räumliche zur Grundlage. Anders als herkömmliche Plastik erfindet sie nicht Figurationen, sondern stellt in ihren Werken den Raum jenseits des Dinges oder des Gegenstandes zur Diskussion. Indem die Künstlerin die Form in Abwesenheit eben dieses Gegenstandes entwickelt, enthält er alle Daten der Gegenstands-Architektur, allerdings in Negativform. Ihre Plastiken und architektonischen Objekte zeigen in ihrer Außenhaut das Innere einer Raumform. Die in der Ausstellung gezeigten Werke richten den Fokus auf den Leer- bzw. Luftraum der abgeformten Gegenstände. Das Material, in dem sie ihre Werke ausführt, entspricht dem visuellen Eindruck des Ursprungsmaterials, ohne es tatsächlich zu sein. Mit ihrer künstlerischen Position steht sie – im weitesten Sinn - in der Tradition der frühen Arbeiten der amerikanischen Künstler Bruce Naumann oder Joel Shapiro. Allerdings geht Rachel Whiteread weit über deren Anspruch der diskreten Ausmaße hinaus.

In der Ausstellung treten zeichnerische Werke mit den vorgestellten Plastiken in Korrespondenz, denn auch für die Zeichnungen von Rachel Whiteread sind Leere und Reduktion von Bedeutung. Aufgrund der Transparenz der verwendeten Ausdrucksmittel wird sowohl die innere als auch die äußere Form sichtbar. Konsequent in der Fläche entwickelte Arbeiten stehen neben perspektivischen Darstellungen, so dass der Diskurs zur Thematik „Körper im Raum“ durch die Umsetzung in die Zweidimensionalität eine Erweiterung erfährt. Maß, Struktur, Proportion und die Imagination von Raum treten vor allem durch die Verwendung von Millimeterpapier als Trägermaterial in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit. Die 1963 in London geborene Rachel Whiteread erhielt von 1982 bis 1985 eine Ausbildung in Malerei am Polytechnicum, Brighton, und von 1985 bis 1987 in Skulptur an der Slade School of Fine Art, London. Die Künstlerin trat mit viel beachteten Raumarbeiten an die Öffentlichkeit. Für die Arbeit House formte sie beispielsweise ein Vorstadthaus von innen aus, das nach Abriss des Originals zu einer höchst ungewöhnlichen Plastik in der Vorstadt Londons wurde. Ihr Holocaust Memorial in Wien wurde zu einer der eindruckvollsten Arbeiten zeitgenössischer Kunst im Herzen Wiens und der Wasserturm in Manhattan schwebt heute als luzide Hülle wie ein Riesenkegel aus Eis über der Grand Street in New York.

Die Arbeiten von Rachel Whiteread befinden sich in großen Sammlungen der Welt wie dem Museum of Modern Art in New York oder in der Tate Gallery in London und ihre letzten Ausstellungen zeigte sie in den drei Guggenheim-Foundations in Berlin, Bilbao und New York. Die Künstlerin lebt und arbeitet in London. Sie wurde mit bedeutenden Preisen wie dem Turner-Preis (1993) geehrt.

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